Sonntag, 23. Dezember 2018

Matty und Gigi auf großer Fahrt - Kapitel 16 & 17



16. Eine alte Bekannte


"Sofort meinen Schlitten klar machen!" rief Niki aufgebracht in den Sprechapparat, und noch ehe der Wichtel am anderen Ende der Leitung anworten konnte, war Niki bereits aufgesprungen und hatte sich hastig seinen Mantel geschnappt. Im Laufen zog er sich rasch an, schnallte seinen Gürtel wieder um - den er der Gemütlichkeit halber beim Sitzen meistens abschnallte - und hastete zur Schlitten-Garage.
"Niki, was ist los? So eilig hast du es doch sonst nie," sagte Schliwi überrumpelt.
"Keine Zeit für Erklärungen, mein Freund," sagte Niki mit ernstem Gesichtsausdruck. Jeder wusste, wenn Niki diese Mine auflegte, musste es drastische Probleme geben.
Niki nahm sich nicht mal die Zeit, im Schlitten Platz zu nehmen, sondern lenkte das Gefährt halb stehend in Richtung des Drachengebriges. Hier sammelte er so viele Lichtherzen um sich, wie möglich. Die Drachen waren aufgewühlt, denn so hatten sie Niki schon sehr lange nicht mehr erlebt. Doch er beruhigte sie ein wenig, ehe er aufbrach.
"Nur ihr könnte mir bei dieser Aufgabe helfen. Ich benötige viel Licht und positive Energie! Was genau zu tun ist," sagte er, "erkläre ich euch während der Fahrt. Wir haben es sehr eilig! Ich kann euch vorweg jedoch sagen, das es düster wird."
Als sein prachtvoller Schlitten Richtung Erde steuerte, erzählte er von Bippys Notruf und offenbarte den Drachenherzen seinen Plan, wie er Adasiban ablenken wolle. Da Drachen tief mit ihrer Geschichte verwurzelt sind, wurden über die Jahrhunderte die Geschichten über Das Dunkle von Generation zu Generation weitergegeben. Und so kannte auch jedes Drachenherz die Sage um Adasiban, den Schrecken der Welten. Das sie ihm einst selber gegenüberstehen würden, daran hatte natürlich nie jemand gedacht.

Niki landete an den Koordinaten, die ihm bei dem Notruf automatisch übermittelt worden waren. Beim Näherkommen nahm er eine Gestalt aus, die sich kaum von der Dunkelheit abhob. Doch dann, als er landete, hellte sich sein Gesicht auf und Überraschung lag in seinem Blick.
"Ja wen sehe ich denn da?" rief er erfreut und breitete die Arme aus.
Lotti traute ihren Augen nicht.
"Niki, bist das wirklich du?" sagte sie und konnte nicht anders, als den mächtigen Kerl herzlich in die Arme zu schließen. "Ach, ich wünschte so sehr, unser Wiedersehen hätte unter erfreulicheren Umständen stattgefunden."
Niki stimmte brummend zu.
"So, so, meine liebe Lotti. Das ich dich nochmal wiedersehe... wie schön! Und nun erzähl mir, was genau geschehen ist. Der Notruf war etwas undeutlich."
Lotti führte Niki an das Loch, in das ihre Gefährten samt Schlitten gestürzt waren.
"Adasiban hat aufgestampft, und schwupps waren alle hinabgefallen. Ich hoffe sehr, das ihnen nichts geschehen ist."
Sie klang traurig und sehr besorgt, und Niki versuchte sie mit einem kleinen Stups auf die Schulter zu trösten. Sie lächelte flüchtig, ehe ihr Gesicht wieder einen bangen Ausdruck annahm.
"Dann machen wir uns mal unter die Erde," seufzte Niki und bat Lotti, im Schlitten Platz zu nehmen. Er lenkte das Fahrzeug geschickt und ruhig nach unten, und hier trafen sie auf Frank. Niki zog erneut erstaunt die Augenbrauen hoch und sagte:
"Überraschungen über Überraschungen heute."
"Ich würde dir gern die Hand reichen," sagte Frank höflich, "aber bei der Suche nach dem Reparaturgerät für Bippy habe ich mir eine der Hände abgebrochen. Sie muss irgendwo im Schlitten liegen, da kannst du sie greifen." Er kicherte.
"Oha, ein Scherzbold," sagte Niki und grinste. "Sowas ist mir immer lieb!" Er puffte Frank vorsichtig in die Seite und hoffte inständig, dieser würde nicht auseinanderfallen. Tat er nicht und Niki atmete insgeheim auf.
"Nun aber schnell," sagte er schließlich hastig und ging mit riesigen Schritten voran, um die Stelle zu erreichen, an der die anderen verschüttet waren. Hier angekommen, schüttelte er die Lichtherzen aus seinem Mantel. Mit wildem Sausen schwirrten sie umher und verbreiteten nach und nach helleren Schein. Als ihr Pulsieren anstieg und ihr Schimmern so hell war, das die gesamte Höhle taghell ausgeleuchtet wurde, flitzten die Herzen so schnell hin und her, auf und ab, das die Steine langsam begannen, zu Staub zu zerfallen.



17. Das Ablenkungsmanöver

Der Wichtel und der Zwerg waren ungeheuer fleißig. Allmählich schwand der Schuttberg. Doch die Zeit wollte nicht vergehen, und nach etlichen Stunden war Arton abgeschafft. Er ließ sich neben den kleinen Mädchen nieder und seufzte:
"Jetzt eine Pfeife und ein kühler Krug Bier..."
Auch Bippys Arme schmerzten langsam und er entschloss sich, eine Pause einzulegen. Kaum hatte er sich hingesetzt, hörten sie ein polterndes Geräusch.
Gigis Ohren zuckten und sie schnellte aufgebracht in die Höhe. Auch Matty wurde erneut von Nervosität ergriffen.
Dann hörten sie eine laute Stimme:
"Seid ihr da drin?"
"Niki!" riefen die Verschütteten erleichtert. "Wir sind hier!"
"Ich hole euch im Handumdrehen da raus. Weicht von der Wand weg!"
Es gab ein lautes Donnern, als würden erneut Steine auf sie einstürzten, und dann erstrahlte ein gleißendes, warmes Licht. Keine zwei Minuten später standen nicht nur Niki, sondern auch Lotti und Frank vor ihnen, und unzählige Ernergiebälle schwangen in der Luft umher.
"Ist alles in Ordnung bei euch?" fragte Niki besorgt.
"Es geht schon besser, jetzt, wo ihr da seid!" atmete Bippy befreit auf. Die anderen stimmten ihm nickend zu.
"Habe ich richtig gehört: Adasiban hat das angerichtet?"
Arton schilderte in knappen Worten, wie es zu ihrer Verschüttung gekommen war.
"Dann werde ich mich jetzt um den Unhold kümmern," sagte Niki in strengem Tonfall und rückte seinen Gürtel zurecht. "Und während ich ihn ablenke, werdet ihr eure Fahrt wieder aufnehmen und Mattys Brüderchen suchen. Die Zeit drängt, meine lieben Freunde! Nehmt ein paar Herzen mit auf den Weg."
Bippy untersuchte den Schlitten. Eine der Kufen war ein wenig verbogen, und hier und da hatte das Gefährt einige kleinere Beulen abbekommen. Doch sonst schien alles in Ordnung, nichts, das ihre Reise hätte beeinträchtigen können. Sofern sie denn Adasiban entkommen konnten.
"Und nun: gehabt euch wohl! Wir sehen uns später wieder!" Niki zwinkerte Lotti zu.
"Wenn ich dich das nächste Mal sehe, gibst du einen aus," lachte sie leise und klopfte Niki verschwörerisch auf die Schulter. Ganz in seiner Manier konnte Niki natürlich nicht anders, als laut zu lachen. Und dann war er auch schon wieder in seinen Schlitten geklettert und stieg fachmännisch in die Höhe. Er winkte allen noch einmal zu und war verschwunden.
Die Reisegefährten atmeten tief durch und ließen sich in ihrem Schlitten nieder. Lotti setzte sich diesmal zwischen Arton und Frank, auch wenn es so zu einer Seite doch etwas kühl wurde.
Bippy warf den magischen Staub in die Luft, und kurz darauf erhoben auch sie sich in luftige Gefilde. Langsam und bedächtig stiegen sie höher und höher, und das Klingeln des Zauberpulvers war noch ganz leise und verhalten. Der Wichtel wollte Adasiban nicht unnötig auf sie aufmerksam machen.

Niki sauste mit resoluten Bahnen über die Ruinen. Immer wieder fuhr er tief über dem Boden und brauste dann in schnellen Kurven wieder hoch.
"Adasiban! Komm' und zeig' dich!" rief Niki laut.
Es dauerte eine ganze Weile, ehe das dunkle Wesen unter ihm auftauchte und mit einem düsteren Lachen in seine Richtung knurrte.
"Wenn das nicht mein alter Freund Niki ist?" tönte die finstere Gestalt und lachte heiser.
"Wir beide haben noch eine Rechnung offen," sagte Niki und blieb vor der Kreatur in der Luft stehen.
"Heute noch geht dir das nicht mehr aus dem Sinn, nicht wahr?" keifte Adasiban und richtete sich auf. Er wuchs höher und höher.
"Wie könnte es, du Unhold! Du hast mein ganzes Leben verändert!" sagte Niki fest. "Und doch hast du mir damit das schönste Geschenk gemacht!"
Adasiban war sichtlich verwirrt.
"Wie das?"
"Das sollte dir eigentlich klar sein, du Ungetüm. Du hast mir eine neue Heimat geschenkt und mir viele Freunde und eine wundervolle Aufgabe beschert. Das lag wohl nicht in deiner Absicht?"
Adasiban stampfte mit den Vorderfüßen auf. Niki wurde ein wenig hin- und hergeschüttelt, doch hielt den Schlitten stetig auf Augenhöhe mit der Bestie.
"Und hier habe ich etwas für dich! Fang es, wenn du kannst!"
Mit einer schnellen Geste warf er einige der Drachenherzen in die Luft. Sie glimmten ganz seicht und warfen einen strahlenden Schein auf das Untier. Eine Sekunde verweilten sie vor dem dunklen Ungeheuer, ehe sie mit einem zischenden Sausen an ihm vorbeiflogen. Ihr Licht erhellte die Finsternis, und Adasiban war für einen Moment wie geblendet. Die Energieherzen kreisten in immer schneller werdenden Bahnen um das Ungeheuer, so das es gezwungen war, immer kleiner zu werden. Ihr Licht verscheuchte die Dunkelheit. Mit hektischer Verzweiflung schlug das Wesen nach den Leuchtbällen, wollte sie fangen, sie greifen, sie zermalmen. Doch sie waren so schnell und pulsierten so stark, das sie auch durch die kleinsten Lücken immer wieder entwischen konnten.
Adasiban wurde wütend. Und immer kleiner. Nach einiger Zeit war er kaum noch größer als ein Stein, und die Herzen schwirrten noch immer um ihn herum. Ihr Lichtkegel wuchs an, das Pulsieren nahm zu. Der helle Schein, den sie verbreiteten, zwang Adasiban dazu, ganz in sich zusammenzusinken. Immer noch kleiner machte er sich, bis nichts mehr von ihm übrig war.
Leise, kaum vernehmbar, hörte Niki noch ein Mal seine grollende Stimme:
"Ich werde dich wiedersehen, Niki! Wart's nur ab!"
Dann war er mit einem fauchenden Hicksen und einem leisten 'Plopp' einfach verschwunden, als hätte er sich in Luft aufgelöst.

Die Reisegefährten hatte nicht viel von dem Spektakel mitbekommen. Sie hatten nur sehen können, das Niki vor der Kreatur schwebte und mit ihm sprach. Dann waren sie rasch mit ihrem Schlitten davongebraust, um ihre Suche fortzusetzen. Sie hofften von ganzem Herzen, das Nikis Ablenkungsmanöver gut ausgehen würde.

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