Donnerstag, 20. Dezember 2018

Matty und Gigi auf großer Fahrt - Kapitel 13



13. Das Knurren


"Mir ist kalt!" sagte Frank unvermittelt, als sie kaum ein paar Meter über dem Boden schwebten.
"Dir ist was?" lachte Lotti und wandte sich zu ihm um. "Da müsste ja eher Arton schon ein Eiszapfen sein!" Sie zwinkerte ihrem liebgewonnenen Zwerg verschwörerisch zu.
"Ich kann nichts dafür," entschuldigte sich Frank höflich, "aber ihr habt so schöne Sachen an, und ich bin ganz nackt... bis auf meine Arme gibt es nichts, das mich ziert. Meinen Hut hab' ich ja verloren..." Er seufzte schwer.
"Für solche Fälle," erwähnte Bippy fast beiläufig und löste eine Hand vom Lenker, lehnte sich ein kleines Stückchen gen Rückwand, kramte einen Augenblick und friemelte plötzlich einen Beutel, einem Rucksack gleich, unter dem Sitz hervor, "haben wir hier ein wenig Reisebekleidung. Jedenfalls hoffe ich, das es Bekleidung ist." Dabei grinste er schief und konzentrierte sich wieder auf das Steuer.
Arton griff den Sack und wühlte darin herum. Und in der Tat! Pullover, Mützen, Schals, Handschuhe, Schuheinlagen, Gürtel, ja sogar Schnürsenkel waren in diesem Beutel vorhanden. Er kramte eine Mütze mit Bommel heraus, zog sie Frank über den Kopf, wickelte ihm einen Schal um den Hals und überreichte ihm schlussendlich eine Jacke mit den Worten:
"Wenn dir jetzt nicht wohler ist, dann weiß ich auch nicht... "
Frank streifte die plüschige Jacke über und strahlte über's ganze Gesicht.
"Herrlich!" seufzte er zufrieden und lehnte sich entspannt zurück.

"Wie weit ist es noch zum nächsten Ziel?" wollte Matty wissen und turnte auf Bippys Unterarm herum. Mit einer zärtlichen Geste streifte er sie hinauf zu seiner Schulter.
"Wir sind gleich da. Alle festhalten bitte, diesmal wird es uneben!"
Und kaum das er es gesagt hatte, gingen sie in eine leichte Schräglage, damit eine der Kufen des Schlittens vorsichtig aufsetzen konnte. Das Vorderteil der anderen Kufe strauchelte ein wenig, und es schien einen Moment, als würden sie seitlich umkippen. Doch Bippy - nach den vielen Landungen nun ein Experte - lenkte das Gefährt seicht in die Gegenrichtung, so daß sie, wenn auch ein wenig unsanft, doch rasch Halt fanden und das Fahrzeug flugs zum Stillstand kam.
"Da vorne sollte es sein, laut Kompass," sagte Bippy leise.
"Mir scheint es hier nicht geheuer," flüsterte Gigi, die auf die Vorderbank gehüpft war und sich nun über die Konsole des Schlittens reckte. "Ich kann was hören... und das klingt nicht nett."
Matty kletterte auf ihren Kopf und streckte sich so weit es ging nach vorne. Ihre Schnurrhaare standen ab und ihre Nase bewegte sich aufgeregt.
"Stimmt!" bestätigte sie Gigis Worte. "Ich rieche etwas..." Sie schnupperte weiter. "Ich rieche etwas Komisches, das ich nicht kenne. Es riecht bitter und finster."
Die Reisegefährten sahen sich gegenseitig an. Einen Moment waren sie alle verunsichert, doch dann sagte Arton leise:
"Nichts desto trotz: wir müssen suchen gehen! Ich gehe voraus. Lotti hinter mir, Frank - " er sah den Schneemann eindringlich an, "du passt auf den Schlitten auf. Komm nach vorne und halte alles für einen schnellen Start bereit. Ihr beide -" damit wandte er sich an Matty und Gigi, "hier rein." Er hielt seine Jacke geöffnet, und Gigi schlüpfte in eine der großen Innentaschen. Matty schüttelte den Kopf.
"Na gut," sagte Arton nachgebend, "dann hier rein. Und keine Diskussion!"
Er streifte einen Muff, den er in dem Kleiderbeutel gefunden hatte, über seine Hände und sah Matty eindringlich an. Matty krabbelte in den Muff und als sie Artons Haut berührte überkam sie ein wohliges Gefühl. Es war... sie kannte das Wort nicht. Es war so, als wäre sie Zuhause. Sie hatte Arton lieb und fühlte sich geborgen. Bei ihm war sie sicher, das wusste sie.
"Matty?" hörte sie Gigis durch die Jacke gedämpfte Stimme. Arton hatte einen der Knöpfe verschlossen, damit das Kaninchen nicht herausfallen konnte.
"Ich bin hier, bei dir," antwortete Matty, und in Gigis hellwachen Ohren hörte es sich wie ein Nuscheln an, als die kleine Ratte durch den Muff sprach.
"Ich hab' Angst!" In Gigis Stimme lag ein Zittern.
Doch noch ehe Matty antworten konnte, flüsterte Arton sanft:
"Keine Angst, meine kleinen Damen, ich pass' gut auf euch auf!"
Kaum hatte der Zwerg diese Worte ausgesprochen, verharrte der Suchtrupp in den Bewegungen, denn ein zunehmend lauter werdendes Knurren hallte ihnen entgegen. Es schien sie zu umgeben, als käme es aus allen Richtungen gleichzeitig.
Bippy legte einen Finger auf die Lippen und bedeutete ihnen, das sie still sein und warten sollten. Er nahm das Energieherz aus seiner Tasche und ließ es einen Moment offen auf der Handfläche liegen. Langsam und dann immer schneller begann es zu pulsieren.
"Was auch immer hier knurrt," sagte er wispernd, "es ist nicht von dieser Welt."
Vorsichtig und mit viel Bedacht gingen sie weiter. Vor ihnen taten sich Ruinen auf. Gebäude waren nicht mehr zu erkennen, lediglich Schutt, Dreck und Reste von Dingen, die wohl einst geliebt worden waren, lagen hier herum. Sie kletterten über die Haufen hinweg. Bippy hielt die Drachenenergie in der Hand und suchte damit die Umgebung ab. Je weiter sie voranschritten, desto aggressiver wurde das Knurren. Und dann, vollkommen aus der Nacht heraus, sprangen ihnen zwei wild funkelnde Augen entgegen. Sie alle erschraken.
"Haut ab!" grimmte die knurrige Stimme. "Ihr habt hier nichts verloren!"
"Wir wollen nur jemanden suchen, dann sind wir wieder weg..." piepste Gigi aus Artons Jackentasche heraus.
"Wer gibt dir das Recht, das du hier so auf den Putz haust?" wollte Arton wissen und baute sich vor dem scheinbar nicht vorhandenen Gesicht auf, zu dem diese seltsame Stimme gehörte.
"Man nennt mich Adasiban. Ich werde auch 'Das Dunkle' genannt. Und mir gehört diese Welt!" bellte die Stimme keifend zurück. "Wer seid ihr, das ihr euch so nah an mich heranwagt?"
Noch ehe Bippy eine Antwort auf den Lippen hatte, trat auch Lotti vor und sagte mit fester Stimme:
"Wir suchen den Bruder einer Freundin. Und wir müssen hier lang! Es führt kein Weg daran vorbei!"
Das befremdliche Wesen lachte hohl und keuchend.
"Und wenn ich euch nicht gewähren lasse?"
"Dann... dann beiß ich dich in die Nase!" rief Matty, als sie aus Artons Muff hervorkroch. Sie bebte vor Furcht und ebenso vor Wut. "Wir suchen meinen Bruder, und uns kann nichts aufhalten! Nicht mal du!"
Wieder lachte Adasiban. Leise, bedrohlich. Dann erklang erneut sein Knurren. Die Augen waren verschwunden, doch erneut umgab sie sein sonderbares Grollen von allen Seiten.
"Lasst uns weitergehen," sagte Arton leise. "Es wird schon klappen." Die letzten Worte klangen weniger hoffnungsvoll, als sie sich in seinem Kopf angehört hatten.
Sie kletterten eine Weile über die Trümmerhaufen, ehe sie sich trauten ganz leise Steves Namen zu rufen. Das Knurren war verstummt.
"Steve! Steeeveee!" Ganz leise nur, in alle Richtungen. Und dann, mit einer solchen Heftigkeit und in einer solchen Größe, ertönte plötzlich erneut die grimmige Stimme:
"Ich bin Adasiban! Ich bin Das Dunkle!"






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