Samstag, 22. Dezember 2018

Matty und Gigi auf großer Fahrt - Kapitel 14 & 15



14. Adasiban


Vor den Reisegefährten erschien eine Gestalt, fast nachtschwarz, und von einem ebenso dunklen Schimmern umgeben. Doch dieses Wesen war riesengroß, größer noch als jedes noch so hohe Haus, das man sich erdenken konnte. Es schien mit den spitzen Ohren fast an den Himmel zu stoßen, so mächtig war es. Die Augen glühten in blutrotem Schimmer, und die Lefzen waren zu einem furchterregenden Grinsen verzogen.
"Ich lebte einst im Universum. In der ganzen Welt war ich Zuhaus. Doch ich war allein und hatte Hunger. Unstillbaren Hunger. Ich besuchte andere Welten. Doch wo ich auch einkehrte, begegnete man mir mit Furcht und Ablehnung. Man wies mich fort. Man sperrte mich ein. Man folterte mich. Doch je mehr Leid ich zu erdulden hatte, desto hungriger wurde ich."
Die Kreatur, die allein nur durch den Schein um sie herum annähernd auszumachen war, richtete sich noch weiter auf. Eine Pranke - wenn man es denn so nennen konnte - kam mit einem schnellen, donnernden Schritt auf die fast erstarrten Freunde zu. Die Erde bebte unter diesem Tritt, und Staub und Asche stoben auf.
"Ich hatte Leben in mir. Doch nach all den vielen Tausenden von Jahren war ich abgestorben. Es interessierte mich nicht mehr, was mit dem Gewürm geschieht. Ich wuchs und hatte noch mehr Hunger..."
Noch ehe Adasiban fortfahren konnte, trat Arton ihm entgegen, die Arme vor der Brust verschränkt, und sagte:
"Du hast die Welten gefressen! Du bist ein Nimmersatt!"
Das dunkle Wesen schien für einen Sekundenbruchteil sprachlos, ehe es kalt lachte.
"Ganz recht! Und ich habe immer noch Hunger!"
"Diese Welt hast du bereits verschlungen!" rief Lotti nun. "So lass uns gehen. Es gibt noch genug zu futtern für dich. Wenn du nicht so ein Miesepeter wärst, hätte ich dir einen meiner Apfelkuchen angeboten, aber so bekommst du kein Stück davon!"
Arton musste lauthals lachen, und auch Bippy entrang sich, wenn auch leise, ein winziges Gelächter.
"Ich brauche euer erbärmliches Mitleid nicht! Ich bin Das Dunkle. Ich fresse, wonach auch immer mir beliebt!"
"Wer hat hier von Mitleid gesprochen?" Matty kletterte aus Artons Muff. So hoch sie nur konnte reckte sie sich dem schier endlos großen Wesen entgegen. Die glimmenden, bösartigen Augen machten es ihr schwer, sich auf ihre Gefühle und Gedanken zu konzentrieren. Aber sie nahm all ihren Mut zusammen und sagte: "Wir reden von Mitgefühl! Du hast Hunger, ich bin traurig. Und Gigi ist auch traurig. Wir sind allein. Man hat uns weggeworfen. Niemand wollte uns haben - genau wie dich!"
Ein unsäglich grauenhaftes Grollen, teils schrill, teils unvorstellbar dumpf, drang aus der Kehle des Wesens.
"Und vielleicht... " fuhr sie, ohne sich einschüchtern zu lassen, ganz gleich wie schnell und stark ihr Herz jetzt bumperte, "ist mein Bruder Steve auch einfach weggeworfen worden und ist jetzt allein!"
Das Wesen verstummte.
"Weggeworfen?" fragte die grollende Stimme, immer leiser werdend. Überhaupt schien Adasiban zu schrumpfen, denn seine Augen erreichten nun fast wieder die Höhe ihrer Augen. "Was meinst du mit 'weggeworfen'?"
Nun rüttelte Gigi an Artons Jacke, der sie öffnete, damit sie heraussehen konnte.
"Sie haben irgendwas mit uns gemacht. Das war nichts Schönes!"
Matty nickte bestätigend.
Selbst Lotti musste nicken: "Die Menschen," sagte sie, "sind nicht alle gut gewesen. Und nicht zu allen Lebewesen. Aber manche von uns tragen Liebe in den Herzen, die unerschütterlich ist."
Das Dunkle wurde kleiner. So schien es jedenfalls, denn die rotglühenden Augen sahen sie nun von unten an. Adasiban schwieg. Ein leises Zischen drang zwischen seinen Zähnen hervor. Dann - war er verschwunden.
Die Reisegefährten hielten die Luft an. Und mit einem lauten Krachen und aufstiebendem Schutt, baute sich die Kreatur erneut mächtig vor ihnen auf.
"Ihr denkt, ihr könnt mich mit eurer niedlichen Geschichte von Liebe und Mitgefühl fangen?" Ein dröhnendes, alles übertönendes Lachen erklang. "Ihr seid Nichts in meinen Augen! Ich habe die Welt der Zwerge gefressen!" Der bedrohliche Blick in den Augen heftete sich auf Arton. "Hmmm, wie schmackhaft!" Adasiban kicherte heiser. "Und ich habe die Welt der Drachen verschlungen! Warm und feucht und wohlig war mir danach zumute! Ich war satt für eine Weile. Aber ich werde niemals ganz satt! Ihr könnt mich nicht aufhalten mit eurem Geschwätz von einer heilen Welt! Soetwas gibt es nämlich nicht, denn ich bin immer da, um dem ein Ende zu bereiten!"
Arton war bei Adasibans Worten, das er die Welt die Zwerge verschlungen habe, noch einen Schritt näher an das dunkle Wesen herangetreten. Zu gerne hätte er ihm ein's auf die Nase gegeben, aber er wusste, das es keinen Sinn haben würde.
"Wir müssen gehen," flüsterte Bippy. "Wir müssen uns etwas anderes überlegen."
Die Reisegesellschaft nickte einstimmig.
"Und du, Zwerg!" grollte Adasiban Arton hinterher. "Einer deiner Vorfahren kennt mich noch zu gut! Frage ihn doch mal, ob er von Mitgefühl geplappert hat!"
Mit viel Kletterei entfernten sie sich so schnell es ging von der düsteren Kreatur, die ihnen von allen Seiten ein abscheuliches Gelächter entgegenwarf.

Als sie endlich - es erschien jedem von ihnen, als wäre eine endlos lange Zeit vergangen - den Schlitten erreichten, sah Frank die Furcht in ihren Augen. Er war völlig überrascht, und fragte, was denn geschehen sei.
"Das," sagte Arton und stupste Bippy hastig an, damit er so schnell es möglich war den Schlitten in die Lüfte schwang, "erzähl' ich dir dann mal."



15. Notfall!

Die Erde bebte unter ihnen. Bippy hatte sichtlich Probleme, den Schlitten überhaupt in die Luft zu bringen, geschweige denn, das er ihn hätte steuern können. Selbst die Luft um sie herum war von einem merkwürdigen Schwingen beeinflusst. Und auch wenn Adasibans Stimme sie nicht mehr ereilte, so schien seine Bösartigkeit alles um sie herum in den Bann gezogen zu haben. Der Schlitten ließ sich nicht kontrollieren. Kaum das sie einige Meter über dem Boden schwebten, ruckelte und erbebte das Gefährt, und sie fielen wie ein Klumpen Lehm zu Boden.
Doch unter ihnen war kein Grund! Der Boden tat sich auf. Mit einem mächtigen Sprung saß Adasiban vor ihnen und stampfte mit den Klauen auf. Auch wenn er nicht mehr so hoch wieder Himmel war, war die Kraft in ihm so grauenenerregend mächtig, das er das Erdreich zum Einsturz brachte. Sie fielen in ein Loch. Ehe Geröll auf sie einstürzte und sie einschloss, hörten sie noch Adasibans angsteinflößendes Lachen. Dann - Stille.

"Sind alle unversehrt?" fragte Bippy in die Dunkelheit, nachdem er sich einigermaßen gefangen hatte. Man konnte hier die Hand vor Augen nicht sehen.
"An mir ist noch alles dran," antwortete Matty mit zitternder Stimme, nachdem sie alles überprüft hatte.
"An mir auch," flüsterte Gigi ängstlich.
Ein staubiger, schmutziger Geruch lag in der Luft und machte das Atmen schwer.
Artons tiefe Stimme ertönte: "Ja, alles okay bei mir."
"Frank? Lotti?" fragte Bippy schließlich, doch weder der Schneemann, noch ihre neue Freundin antworteten. "Frank?! Lotti?!"
"Frank? Lotti?" riefen jetzt alle zusammen. Nichts.
Bippy sortierte sich, atmete tief durch und griff in seine Tasche. Er zog das Energieherz heraus, um ihnen etwas Licht zu verschaffen. Als sie sich umblickten, erkannten sie, das das Geröll sie eingeschlossen hatte. Doch von Frank, Lotti und dem Schlitten keine Spur.
"Wir müssen getrennt worden sein," brummte Arton. Wut schwang in seiner Stimme mit. "Dieser Adasiban! Wenn ich den in die Finger kriege... !"
"Ich werde Hilfe rufen. Ich hoffe, der Kommunikator funktioniert noch."
Bippy wühlte erneut in seinen Taschen, doch der Kommunikator, den Niki ihm für Notfälle mitgegeben hatte, war nicht aufzufinden.
"Er muss mir beim Sturz aus der Tasche gefallen sein," raufte er sich die Haare. "Alle mal suchen!"
"Was suchen wir denn?"
"Es ist metallisch und rund und... Ihr werdet es schon erkennen, wenn ihr es seht," sagte Bippy entschlossen.
Sie machten sich daran, den Schutt zu durchwühlen. Bei dieser Gelegenheit begann Arton, einen Weg freizuräumen. Doch selbst er, ein starker und stattlicher Zwerg, war machtlos gegen diesen Berg aus Steinen und Trümmern. Endlich rief Gigi:
"Schau mal, Bippy! Ich glaube, ich hab' es gefunden!"
Bippy hastete zu ihr und umklammerte die Gerätschaft, als hinge sein Leben davon ab. Nun, dachte er, möglicherweise tut es das. Er besah den Kommunikator und stellte mit Erschrecken fest, das die Antenne locker war. Und von seinem Muktifunktions-Schraubendreher natürlich keine Spur.
"Meine Reperaturgerätschaft ist im Schlitten," schimpfte er. Er war sauer auf sich selber. "So eine Schneepampe aber auch!"
"Ich kann versuchen, mich durch den Haufen durchzuzwängen," schlug Matty vor.
"Nun, klein und wendig genug bist du, vielleicht klappt es! Wir müssen die Möglichkeit nutzen," stimmte Arton zu, während er weiter Geröll zur Seite schaffte.
Matty begann, sich einen Weg durch die Trümmer zu suchen. Es war eng und tat an manchen Stellen weh, aber sie wusste, das sie sonst keine Chance hatten, dieser Falle zu entkommen.

Es dauerte eine schier endlose Weile, ehe Matty plötzlich ein Luftzug um die Nase wehte. Sie hatte das Ende des Geröllberges erreicht und stand nun in einer weitläufigen Höhle. Über ihr hatte Das Dunkle ein großes Loch in den Erdboden gerissen, in das sie hinabgestürzt waren. In einiger Entfernung konnte sie Franks Geruch wahrnehmen.
"Lotti?! Frank?!" rief sie und hoffte, das Abadisan sie nicht hören konnte.
"Matty?" ertönte Franks erleichterte Stimme, "bist du das?"
Matty rannte so schnell sie konnte auf den Schneemann zu. Sie kletterte an ihm hoch, und er fuhr ihr sichtlich erleichtert über den Kopf.
"Wo ist Lotti?" wollte Matty wissen.
"Sie muss noch an der Oberfläche sein," sagte Frank besorgt. "Ich hoffe, das es ihr gut geht."
"Wir sind alle da hinten in einer Höhle gefangen und der Kommunikator ist kaputt! Bippy braucht sein Reparaturgerät. Es muss im Schlitten sein. Kannst du es suchen?"
Schnurstraks hüpfte Frank auf den Schlitten zu, der durch den Sturz ein wenig beschädigt worden war. Er suchte und suchte, und nach einem Moment - er hatte noch nie ein Reparaturwerkzeug gesehen - zog er einen Gegenstand aus dem Fach der Konsole.
"Ich hoffe, das ist es. Nun bring mich zu den anderen," sagte er, und Matty navigierte ihn Richtung Schutthaufen. Von der anderen Seite konnte man, wenn man genau hinhörte, ganz leises Schnauben vernehmen. Arton schaufelte weiterhin fleißig Geröll beiseite.
"Wie kriege ich das Gerät nun da durch?" fragte Matty.
"Ich wickel es dir mit einem Band um den Körper. Dann kannst du es ziehen!"
Rasch riss Frank einen Faden aus seinem neuen Schal, und verknotete ein Ende an dem Schraubgerät und band es so gut es ging um Mattys Körper. Ganz schön schwer war es schon, und es war vor allem sehr unwirtlich sich damit zurück in die Höhle zu graben, doch es gelang ihr. Völlig außer Puste erreichte sie schließlich wieder die anderen.
"Hoffentlich ist es das richtige Dings, was du brauchst!" sagte sie, als Bippy ihr die Last abnahm.
"Wunderbar! Genau das, was ich brauche! Sehr gut gemacht!"
"Frank geht es gut," informierte Matty die anderen hastig. "Aber der Schlitten ist ein wenig verbeult."
Bippy werkelte bereits am Kommunikator, und nach einigen wenigen Handgriffen hier und ein wenig Schrauberei dort startete er einen Versuch. Er betätigte den roten Knopf, ergriff den Hörer und sagte:
"Bippy hier. Dies ist ein Notruf!" Keine Sekunde später ertönte ein rauschendes, knackendes Geräusch und Nikis klangvolle Stimme ertönte:
"Was ist passiert?"
"Adasiban!" rief Bippy außer sich. "Wir sind verschüttet und brauchen dringend Hilfe!"
"Ich werde... krcht..." wieder das Rauschen, "... sofort los... krcht... Bleibt... krcht... wartet... Hilfe... krcht... unterwegs! Lass... krcht... Antenne... klappt!"
Dann brach die Verbidung ab und Bippy legte auf.
"Hoffen wir, das er uns lokalisieren kann und Hilfe schickt," sagte Bippy verunsichert.
Matty und Gigi kauerten sich dicht aneinander, während Bippy nun endlich Zeit hatte, Arton zur Hand zu gehen. Gemeinsam hoben sie Steine aus dem Weg, um sich aus dieser Falle befreien zu können.

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