Mittwoch, 11. April 2018

Wenn Frauen lieben: weibliche Sicht

Dieser Beitrag geht Hand-in-Hand mit vorangegangenem Post.

Ich muss gestehen, dieser Beitrag bereitet mir Kopfzerbrechen.

Der 'Ritter in strahlender Rüstung' der mich aus allem Kummer und Elend befreit - habe ich wirklich auf den gewartet? Ja, habe ich. Und warum, erfahrt ihr hier:


Ich habe früh mit dem Lesen begonnen. Einige Worte bzw. Sätze konnte ich schon eigenständig lesen, ehe ich in die Schule kam. Von da ab gab es kein Halten mehr, denn Bücher waren meine Welt! Und ich habe somit auch sehr früh mit dem Schreiben begonnen: mit acht Jahren verfasste ich meine erste, wenn natürlich auch sehr kindliche, Geschichte.
  Eines gab es in allen Geschichten - ob in den Büchern anderer, oder in meinen eigenen Fantasiewelten: Hoffnung und Liebe, Freundschaft und Zusammenhalt. Da ich bei meinem Vater großgeworden bin und kaum eine Erinnerung an meine Mutter und Schwester hatte (meine Eltern haben sich getrennt, als ich kaum fünf war), war es normal für mich, das Kinder nur ein Elternteil haben. Ich dachte damals, das wäre die Regel. Und auch wenn mein Vater ständig neue Freundinnen anschleppte, kannte ich das Wesen der erwachsenen Liebe/Partnerschaft nicht. Ich kannte es nur aus den Geschichten, die sich im Laufe der Zeit meinem Alter, somit meinen Interessen, anpassten.

Bis ich dann in der Teeniezeit ankam - und da gab es jeden Donnerstag eine Ausgabe von "Denise". Ich muss gestehen, obwohl ich eher burschikose Anleihen besitze, machten mich diese Schluderheft-Liebesromänchen-für-Mädchen doch ganz wuschig. Nicht in sexueller Hinsicht, doch sie öffneten eine in mir schlummernde, unbekannte Seite meiner Selbst: meine Weiblichkeit. Mein weibliches Begehren. Ich sehnte mich aufeinmal danach, in den Armen gehalten zu werden, geküsst und gestreichelt zu werden von - ja! - einem Jungen! So unglaublich war das nicht, denn ich war mit zehn schon das erste Mal richtig derb verliebt und mit Jungs kam ich immer sehr gut zurecht. Nur die Mädchenwelt war mir immer fremd... und das ich dann jetzt so plötzlich solche Gefühle entwickelte... das war befremdlich und machte mir auch Angst. Als ich mit 14 Jahren dann Stefan kennenlernte, rief er all das in mir wach, von was in diesen Groschenromanen die Rede war: ich wollte mich fallenlassen und endlich einen festen Freund haben, der zu mir steht, mich unterstützt, der mich "sein Mädchen" nennt und der mich hält, wenn ich vorne und hinten nicht weiter weiß. Und das war in dieser Zeit ja nun wirklich sehr oft, denn die grauenvollste Zeit im Dasein eines Menschen ist ja das Teenageralter. 😉

Als das mit Stefan nix wurde, stand für mich außer Frage, das ich jemals einen festen Freund haben würde. Ich wurde in dieser Zeit schüchterner, stiller, zurückgezogener. Jungs interessierten mich nicht mehr so. Und ich interessierte die natürlich auch nicht, so wie ich aussah. Ich toupierte meine kurzen Haare (nur den Pony 😉) nach oben, trug karierte Hemden (meist aus dem Schrank meines Vaters gezockt), Jeans, Doc's und sah überhaupt im ersten Moment oft aus wie ein Kerl - abgesehen von den Titten, die da geradezu hervorstachen. BH? Kannte ich nicht, mein Vater vermied Themen dieser Art generell. Und meine damalige künftige Stiefmutter (*kotzwürg*) hatte keinen Draht zu mir. Ich mochte sie nicht, sie kam nicht an mich ran, ich hasste Frauen generell und durch die Bank weg. Naja, nicht alle, aber generell kam ich mit weiblichen Wesen einfach gar nicht zurecht.

Dann zogen wir weg. "Nur" 200 km weit entfernt, und ich war - obwohl nicht verliebt - nicht begeistert. Doch es dauerte nicht lang, bis ich Gefühle für einen Mitschüler entwickelte, der mit einer Klassenkameradin liiert war. Wirklich verliebt war ich nicht, aber er war der Typ, der mir dann noch am nächsten stand. Bis ich Andi (🕇 R.I.P.) traf. Er und ich, wir waren sofort beste Kumpel! War aber eben auch nicht das Gelbe vom Ei, denn: nackt nebeneinander liegen konnten wir, aber wir hatten keinerlei Gefühle füreinander - naja, schon, aber eben alles rein platonisch. Die erste sexuelle Erfahrung blieb natürlich nicht aus: mit 18 war es dann soweit. Das ganze Drama will ich nicht vertiefen, es war ein Alptraum, der mich auch heute noch manchmal verfolgt. Und so schlitterte ich von einer "Großen Liebe" in die nächste. Der erste feste Freund (yeah, endlich konnte ich das auch mal sagen!) entdeckte seine Homosexualität, der zweite war ein Arschloch, und dann der dritte (den ich auch noch ehelichte) ein noch größeres.

In all den vielen Jahren, die ich in Beziehungen einer irgendwiegearteten Natur steckte, sehnte ich mich nach einem Partner, der Verständis für mich aufbringt. Der mich liebt, wie ich bin, der mich nicht seinem Idealbild anpassen und mich in eine Form pressen will, die nicht auf mich passt. Ich wünschte mir so sehr einen Mann an meiner Seite, der meine Interessen teilt - oder jedenfalls Interesse an ihnen bekundet, sprich mich auch mal lobt -, mit dem ich Gemeinsamkeiten habe und der mich an seiner Seite haben will. Ich verzehrte mich nach einem Partner, der meine Liebe einfach annimmt, den ich umarmen und küssen und streicheln und anfassen darf... dem ich meine Sehnsüchte und Ängste anvertrauen, und dem ich meine Liebe bekunden darf. Nach einem solchen Mann verlangten mein Herz, meine Seele und mein Geist.

Bei jedem Mann, der in mein Leben trat, dachte ich, das es Liebe ist. Das war es bestimmt auch, für eine Weile jedenfalls. Doch sobald das erste Mal der Gedanke aufkam: "Ich werde nicht glücklich mit diesem Mann, er liebt mich nicht. Ich sollte gehen," - blieb ich. Ich blieb, weil ich kämpfe. Weil ich dachte, wenn ich mich bemühe, dann wird alles wieder gut. Naiv, ja, und dumm. Und die Sehnsucht nach dem "Ritter in strahlender Rüstung" wurde immer größer. So viele Jahre vergeudet, so vieles, das zu Bruch gegangen ist. Nur diese Sehnsucht wurde immer stärker.

Mein Bild der Liebe änderte sich eines Tages. Ich traf einen Mann, der mich rettete. Der mir das Leben rettete. Einen Mann, der mich über eine Wiese trug, um mich von den Peinigern fortzubringen. Einen Mann, der so gebrochen war, so kaputt innerlich, so alt in seiner Seele, so zerbrechlich. Er zeigte mir damals, was wahre Liebe ist: er umsorgte mich, er war für mich da, als mein Ehemann mich hinterging, anlog und betrog. Er kümmerte sich liebevoll um mich, er stärkte nicht nur meinen Körper, sondern vor allem meine Seele. Er brachte mir bei, was wahre Freundschaft und Liebe bedeuten! Da war er also! Mein Held!

Aber wie das Leben so spielt: als mein damaliger Mann und ich uns endlich trennten, ließ ich ihn gehen. Es war nicht, das ich ihn nicht liebte. Ich liebte ihn mehr als alles andere im Universum! Aber... ich verstand die Liebe nicht, die ich für ihn empfand. Und dann - schnell, wie er in mein Leben getreten war - war er weg.
Mein Leben, wie ich es kannte, war vorbei, und neue Kapitel taten sich auf. Zuerst lässig, anzüglich, dann nicht mehr so. Ein Trauma wurde mir zugefügt, um das hier mal zu verkürzen, und dann kam der, den ich gar nicht als Partner bezeichne (bei dem ich aber fünf Jahre meines kostbaren Lebens wohnte und der sich auch noch mein Cousin schimpft), der mir die Hölle auf Erden brachte. Nachdem ich dann dort endlich den Absprung schaffte, schwor ich mir: nie wieder einen festen Freund, nur noch so wie ich Bock habe!^^
Die Sehnsucht aber, die ließ mich nicht los. Wo war er nur, mein Ritter? Wo war denn nun der Mann, der für mich kämpfen würde, der alles stehen und liegen lassen würde, nur um bei mir sein zu können?

Als ich diese romantische und äußerst naive Vorstellung des optimalen Partners aufgab, lief er mir vor die Füße - im Internet. Er war so gar nicht das, was man auf den ersten Blick sehen konnte, nein, er war so viel mehr! Ein Alltagsheld, ein echter Mann, ein Mensch aus Fleisch und Blut, mit Fehlern, mit Höhen und Tiefen, mit Macken, Kanten und Ecken, mit Bartstoppeln, Haaren am Sack und Schicksalsschlägen. Kaputt, angekratzt, rau und unwirsch - und innendrin butterweich. Und grundehrlich. In so vielen Jahren meines Lebens dachte ich, ich wüsste nicht, was Liebe ist.
  Und dann übermannte mich die Erkenntnis: Liebe ist, wenn man jemanden so liebt, wie er ist. Das habe ich immer versucht, aber nicht getan. Denn die ganzen Mistsäcke, mit denen ich bis dahin liiert war... einfach ausgedrückt: wie soll man jemanden lieben können, wie er ist, wenn der einen verprügelt, nur weil der liebste Fußballclub nicht gewonnen hat? Doch dieser Mann, der jetzt in mein Leben getreten war, lehrte mich, das Liebe wachsen kann - Stunde für Stunde, Tag für Tag, Jahr für Jahr. Oft habe ich ihn angesehen, eingehend betrachtet, und seine nicht alltägliche Schönheit bewundert. Seine Gesichtszüge, das Glitzern in seinen Augen, das Strahlen auf seinem Antlitz, sein Lächeln, ein graues Haar am Bart, die Adern und Flecken auf seinen Händen, seine vom Schuften rauen Finger, seine kaputten Knie; jedes Haar an diesem Mann ist mir lieb und teuer, jede kleine Falte, wenn er lacht... selbst seine Griesgrämigkeit lassen mein Herz hupfen vor Freude... Ich wollte ihn nicht anders haben, kein bisschen!

Fazit:
Eitel Sonnenschein und "lebten glücklich bis an ihr Ende"? Daran glaube ich schon lange nicht mehr. Aber es gibt sie doch, die "Ritter in strahlender Rüstung"! Ich habe mehr als einen die Ehre kennen und zu meinen Liebsten zählen zu dürfen. Liebe kennt keine Grenzen! Und wenn ich liebe, dann das ganze Paket: mit allem drum und dran. Auch miese Laune oder eine abweisende Geste/Äußerung schrecken mich schon lange nicht mehr ab. Niemand ist "perfekt" - und was bedeutet das überhaupt? Wenn man das Wesen der Liebe versteht, dann versteht man Perfektion an sich.

Ende.

P.S.: einige Beispiele zu/von weiblichen Wesen und wie ich diese Liebe empfand, könnt ihr in o. g. 'Hand-in-Hand'-Post nachlesen. 🙂

2 Kommentare:

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