Sonntag, 16. September 2018

Re: Beziehung: ab wann ist es Missbrauch?

In Bezug nehmend auf Sodas Beitrag.




Sodas Post hat mich total unvorbereitet getroffen. Klar haben wir schon mal drüber gesprochen. Und ja, wir wollten auch drüber bloggen. Aber als ich es gelesen hab, hab ich mich wie vom Donner gerührt gefühlt. Ich kann nicht mal sagen, warum, denn an sich war es für mich nix Neues. Doch es geschrieben zu sehen war einfach wie eine Bestätigung, das alles wirklich passiert ist. Versteht mich nich' falsch, ich hab nie dran gezweifelt! Es war eine Bestätigung für mich selber, das es auch mit mir geschehen ist!

Ich bin fassungslos.

Dabei hab ich angefangen, die Vergangenheit aufzuarbeiten - das hat begonnen, einige Tage nachdem ich Soda kennengelernt hab. Ich hab mich jahrelang gedrückt. Ich bin geflüchtet. Ich hatte Angst. Ja, ich war in einer Verhaltens-/Angsttherapie. Hat auch einiges gebracht. Ändert aber letztendlich nix an der Tatsache, das die Angst immer wieder hochkommt. Flashbacks eben. Plötzlich ist was in meinem Traum, ich schrecke hoch... ich sehe oder rieche etwas - zackbumm! Flashback. Diese Momente sind, als wär ich gefangen in der damaligen Zeit. Ich kann gar nich weg. Ich komm nich raus da!

Den genauen Ablauf will ich jetzt und hier (noch) nich schildern. Dafür brauch ich noch Zeit. Doch diese Nacht war die Hölle für mich. Ich war sieben Jahre mit der Person zusammen, ich hab keine
Liebe mehr empfunden, nur Verantwortung. Hab wohl zu oft versucht, sie vor sich selbst zu beschützen. Sie war schon auf Droge (Koks/Medis/Alk), als ich sie kennenlernte. Warum ich mich verliebt hab, weiss ich heute nicht mehr. Vielleicht hab ich sie nie geliebt, sondern wollte sie nur retten? Ich mach mir selber Vorwürfe. Ich hab sie oft in "Therapie" geschickt. Ich wollte, das sie auf Entzug geht. Sie war 2x im Jahr in ner Klinik, immer mehr Tabletten, und jedesmal wenn sie rauskam, wurde alles noch schlimmer.

Die Gewalttätigkeiten nahmen zu. Sie hat mich geschlagen. Und komm schon! Was bist du für ein Mann, wenn du dann zurück schlagen musst? Oder auch: "was bist du für ein Mann, wenn du der nicht mal eine klatschen kannst, um sie zur Vernunft zu bringen?" Diesen Satz hab ich damals oft von einigen Bekannten gehört. Als Freunde will ich die gar nich mehr bezeichnen. Ich bin ja kein Pazifist, aber einfach prügeln, nur weil ich .... ? Das muss ein Mann doch wegstecken können!

Ja klar hab ich dann auch mehr gesoffen. Aber ich hab weder Tabletten geschluckt, noch andere Drogen genommen. Ich habs nich mehr ausgehalten. Wenn ich mal einfach TV gucken wollte kam die manchmal an und prügelte mir einfach auf den Kopf. Manchmal auch mit Gegenständen. Weiss nich, wie viele Gläser auf meinem Kopf zerbrochen wurden. Weiss auch nich mehr, wie oft die manchmal einfach so aus Spaß mit voller Wucht gegen meine Knie getreten hat. Manchmal auch in die Eier. Ein Mal mit ihrem hochhackigen Stiefel auf mich eingedroschen. Einfach so den Absatz auf den Kopf geschlagen. Da hab ich auch nix gemacht. Ich hab da nich zurück geschlagen. Denn "ein echter Mann muss das abkönnen"....

Mit der Zeit wurde es noch schlimmer. Die sexuellen Übergriffe fingen an. Manchmal war ich wie betäubt oder sogar gelähmt. Ich hab alles verschwommen wahrgenommen. Ich war bewegungsunfähig. Später erst hab ich rausgefunden (weil Untersuchungen gemacht wurden) das ich Betäubungsmittel intus hatte. Ich hab mir die nich selber verabreicht.

Ausgeartet is es dann in "dieser einen Nacht". Darüber werde ich vielleicht mal irgendwann schreiben, aber nich jetzt. Es kam auch zum Prozess. Drei Jahre hieß es "bye bye". Ich hab über ein halbes Jahr danach gesoffen wie ein Loch, meine Arbeit verloren, bin erst mal bei meinen Eltern untergekommen, hab mich wie der letzte Dreck gefühlt. Konnte mit keinem darüber reden. Ich wollte einfach nich, das irgendwer weiss, was mir widerfahren ist. Ich hab mich so geschämt, weil ich mich nie unschuldig gesehen hab. Immerhin bin ich der Mann. Ich hätte vielleicht was anders machen können! Hätte auch vorher schon gehen können - viele Jahre vorher schon. Aber ich bin geblieben. Immer wieder geblieben. Die hat mich nich geliebt. Und ich sie ja auch schon lang nicht mehr. Vielleicht auch nie wirklich. Aber ich wollt ihr helfen. Und das is dann nach hinten losgegangen.... Ich hab mich geschämt, weil ich so schwach war. Ich hab mich geschämt, weil das mit mir passiert ist!

Körperliche Gewalt, Missbrauch und Vergewaltigung. Wenn einem das passiert... ich kann nich ausdrücken, wie sehr ich mich schäme. Ich kann nich in Worte fassen, wie beschissen ich mich deswegen fühle. Ich frag mich jeden Tag (auch nach all den Jahren!), wie das geschehen konnte!?

Mach, das es besser wird! Dieses Schamgefühl geht nie. Wär ich gegangen, hätte die einfach in ihrer Scheiße sitzen lassen, wär es gut für mich gewesen. Das wär nie geschehen. Aber ich bin geblieben. Jahr für Jahr geblieben. Von Entzug zu Entzug. Und immer mehr Scheiße auf mich genommen, die die auf mich abgeladen hat. Der Hass, die Verachtung und alles Negative hat die nur noch auf mich projiziert.

Im Nachhinein weiss ich, das Täter das immer so machen. Etwas, das einen gar nicht persönlich betrifft, auf einen abladen. Als wäre der andere an allem Schuld, was an Scheiße im Leben auf die eingeprasst ist. Aber das ist weder Entschuldigung noch Genugtuung für mich!

WARUM? Warum macht ihr das? Warum tut ihr das den Menschen an? All euren Eigenhass auf andere abladen? All die Unbefriedigung eures Lebens (in jeder Hinsicht)? Warum sind immer andere Schuld an eurer Scheiße? Warum nehmt ihr euch selber zu 100% aus der Verantwortung? Warum?


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